SMPA

Positionspapier: Endlich Licht am Ende des Tunnels – doch der Tunnel ist lang!

03. Mai 2021

«Der Bundesrat hat die Herausforderungen für Veranstaltungen weitgehend erkannt und aufgezeigt, wie er sich Öffnungsschritte für Grossevents und deren finanzielle Absicherung im Falle von pandemiebedingten Absagen oder Einschränkungen vorstellen kann.» beginnt Stefan Breitenmoser, Geschäftsführer der SMPA, mit dem Positiven. Die Schweizer Konzert-, Show- und Festivalveranstalter seien dankbar, dass damit endlich die geforderte Perspektive über einige Monate hinaus – zusammen mit dem Schutzschirm als unabdingbaren Begleiter – vorliege. «Allerdings», so relativiert er, «liegt der Teufel im Detail, so dass der Weg zu den ersten Grossveranstaltungen noch weit ist.»

Die SMPA freue sich, dass sie zur Beurteilung der Verordnungsentwürfe eingeladen sei, so ihr Präsident Christoph Bill: «Entscheidend wird sein, was diese Vernehmlassung ergibt, wie praxistauglich die Konkretisierungen ausfallen und mit welchem Tempo die nächsten Schritte bewältigt werden. Dann erst werden wir sehen, ob und ab wann Grossveranstaltungen oder Alternativformate tatsächlich lanciert werden können.» Der Branchenverband hofft natürlich, dass die individuellen Planungen vorderhand weitergeführt resp. aufgenommen werden, damit möglichst bald auch Erfahrungen in der Umsetzung gesammelt und Best Practices evaluiert werden können, die der gesamten Wertschöpfungskette der Branche zugutekommen. Die internen Verbandsmeetings der letzten Tage haben allerdings laut Bill und Breitenmoser gezeigt, dass bis in den Herbst 2021 nur noch wenige Veranstaltungen auf der Agenda stehen und die Risikobereitschaft, diesen wieder weitere hinzuzufügen, aufgrund der Rahmenbedingungen aktuell bescheiden ist.

Letztlich muss nämlich für jede Veranstaltung individuell beurteilt werden, ob und in welchem Umfang der Arbeitsaufwand für deren Vorbereitung und Umsetzung übernommen werden kann, welche Einschränkungen für ein ungetrübtes Eventerlebnis in Kauf genommen werden können, ob die verbleibenden finanziellen Risiken verkraftbar sind, ob die Künstlerinnen und Künstler verfügbar sind und ob die Crew noch in genügendem Ausmass bereitsteht.

Diese Beurteilung ist nicht einfach: Allein bis Klarheit herrscht, ob eine Veranstaltung bewilligt wird und unter den Schutzschirm kommt, werden je nach Kanton noch mehrere Monate vergehen. Mit der vorgeschlagenen Franchise von 30'000 CHF und einem Selbstbehalt von 20% kommt beim Schutzschirm eine finanzielle Hürde hinzu, die höchstens für Projekte ab 5’000 Gästen in Frage kommen dürfte (und nicht wie in der Verordnung vorgesehen ab 1'000 Personen), so dass der jetzt schon sehr dünne Veranstaltungskalender im Sommer und Herbst noch weiter an Umfang verlieren dürfte. «Ein wirkliches Bekenntnis zu Veranstaltungen hätte sich angesichts der schwierigen Lage der Kulturveranstaltenden in einem Selbstbehalt von 10% ohne Franchise geäussert!» hält Stefan Breitenmoser fest.

Im Juni sollen Pilotprojekte mit bis zu 600 Gästen möglich sein. Damit daraus verwertbare Erkenntnisse gewonnen werden können, bedarf es nach Erachten des Verbandes mehrerer Anpassungen an den Voraussetzungen:

  • Abdeckung eines breiten Spektrums von Veranstaltungen zur Erfahrungsgewinnung,
  • keine Einschränkung bei der Anzahl Veranstaltungen pro Kanton,
  • für einen echten Praxistest sollten Veranstaltungen bis 1000 Gäste möglich sein,
  • Bewilligungserteilung nur an geeignete Veranstaltungsunternehmen,
  • Begleitung durch ein kleines, fachkundiges Gremium.

Selbst dann hat die SMPA grosse Zweifel, ob sich daraus viel Neues ableiten lässt. Vor allem aber fehlt nach ihrer Ansicht die Zeit, um aus diesen Projekten noch Vorgaben für Veranstaltungen ab Juli abzuleiten! Deren Planung wird nur unnötig weiter verzögert.

Sofern es die epidemiologische Lage erlaubt, geht es im Juli und August weiter mit höchstens 3’000 Gästen. Aussagen zur Absicherung für die zahlreichen mittelgrossen Veranstaltungen bis 1’000 Gäste, die ebenfalls zur kulturellen Vielfalt und Identität dieses Landes beitragen und das Rückgrat für viele Lieferanten und Dienstleister ausmachen, fehlten leider gänzlich, während für Veranstaltungen mit über 10'000 Gästen sogar jegliche Perspektive fehlt. Geimpft, getestet, genesen heissen die neuen Codes für den Zugang zu Veranstaltungen. Selbsttests werden bedauerlicherweise ausgeklammert und die Kostenfrage für anerkannte Tests ist noch nicht beantwortet – eine nicht unerhebliche Hürde für die Veranstaltungsgäste. Weitere Hürden kommen gemäss Konsultationsentwurf des Bundesrats nach der Eingangskontrolle auf sie zu: Kontaktdatenerhebung, Abstandwahrung, Masken- und Sitzplatzpflicht, Sektorenbildung, Konsumationseinschränkungen – alles in allem umfangreichere Vorschriften als letzten Sommer! Mit GGG-Kontrolle am Eingang müssten hingegen alle weiteren Massnahmen gestrichen werden, fordert die SMPA. Umgekehrt gibt es verschiedene Veranstaltungsformate, für die herkömmliche Schutzkonzepte absolut ausreichen und eine GGG-Kontrolle unverhältnismässig ist.

Christoph Bill insistiert weiter: «Die Bewilligungsprozesse und -kriterien sowie die Rahmenbedingungen und die Schutzkonzepte müssen schweizweit einheitlich, schlank und praxistauglich definiert werden. Ebenfalls ein grosses Anliegen ist uns, dass die kulturspezifischen finanziellen Abgeltungen nicht gedeckelt und überkantonal gleich gehandhabt werden.» Selbstredend seien die gesamtwirtschaftlichen Massnahmen ebenfalls uneingeschränkt wichtig für die Branche: Die Bezugsdauer für die Kurzarbeit müsse noch im Mai auf mindestens 24 Monate erhöht, die Corona Erwerbsersatzentschädigung (CEE) bis mindestens Ende 2021 verlängert werden.

Gefordert sind gemäss SMPA nun klare Bekenntnisse der Kantone zu Veranstaltungen, eine rasche Umsetzung der rechtlichen Grundlagen und ein speditives Miteinander mit den Veranstaltenden, wenn sie Kultur in absehbarer Zeit wieder möglich machen wollen. «Wir sind bereit für den Dialog und die konstruktive Mithilfe.» so Breitenmoser und Bill einhellig.


Kontakt für Rückfragen:
- Christoph Bill, Präsident SMPA, christoph.bill@smpa.ch, 062 745 90 60
- Stefan Breitenmoser, Geschäftsführer SMPA, stefan.breitenmoser@smpa.ch, 079 355 05 79

 

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