Jetzt Strategie für Veranstaltungen definieren, statt Tod auf Raten
Die Swiss Music Promotors Association SMPA fordert folgende Punkte:
• Praxistauglicher Re-Start mit Öffnungsschritten bis hin zum Normalbetrieb definieren
• Rahmenbedingungen und Bewilligungskriterien schweizweit einheitlich und rollend festlegen (erstmals per 19. März)
• Ausfallentschädigung auf 100% des Schadens erhöhen, Aufhebung der kantonalen Plafonierungen
• Schutzschirm einrichten, damit wieder zukunftsgerichtet gearbeitet werden kann
Es kam, wie es kommen musste: Erste Schweizer Juni-Open-Airs sehen sich gezwungen, ihre Veranstaltungen von sich aus abzusagen, darunter das Paléo Festival Nyon, das Greenfield Festival Interlaken oder Rock the Ring Hinwil. In dieser Hinsicht ist wahrlich nicht viel gegangen in den 12 Monaten, in der sich die Konzert-, Show- und Festivalbranche im Lockdown befindet: Der Letzte von zahlreichen Appellen, wonach bis Ende Februar für kommende Veranstaltungen klare Rahmenbedingungen kommuniziert werden müssen, verhallte wiederum ungehört. Zwar schürte der Kommunikationsdienst EDI ohne Rücksprache mit den Verbänden via Medien am 28. Februar Hoffnung für Hunderttausende von Ticketinhaberinnen und -inhaber, dass Grossveranstaltungen im Sommer wieder ermöglicht werden sollen, doch deutet alles darauf hin, dass hierfür weder ein konkreter Plan noch eine wirkliche Absicht besteht.
Rahmenbedingungen unklar – Zeit läuft davon
Es ist einfach: Grössere Veranstaltungen brauchen eine mehrmonatige Vorlaufzeit. Die Rahmenbedingungen und Bewilligungskriterien müssen zu Beginn der Planungsphase bekannt sein. Mit fortschreitender Zeit steigen die Risiken und Kosten für Veranstaltende. Hinzu kommt in der Corona-Zeit erschwerend, dass unklar ist, mit welchen Entschädigungen sie tatsächlich rechnen können, sollte eine Veranstaltung ausfallen oder nur eingeschränkt durchgeführt werden können. Verständlicherweise werden also bald weitere Festivals die Notbremse ziehen müssen: die Vorlaufzeit fehlt, die Rahmenbedingungen liegen im Dunkeln, die Kosten steigen täglich. «Wenn der Bundesrat nicht bis zum 19. März Klarheit schafft, sehe ich leider für Veranstaltungen und Festivals bis zum ersten Teil des Sommers schwarz», sagt Stefan Breitenmoser, Geschäftsführer des Branchenverbandes SMPA.
Gemeinsames Vorgehen für Vertrauen und Klarheit
Der Bundesrat betont es immer wieder in seinen Medienkonferenzen: Die Pandemie kann nur gemeinsam bewältigt werden. Nur leider wird dieses Prinzip hinsichtlich Veranstaltungen nicht gelebt. Seit Monaten wünscht die SMPA und weitere Organisationen, dass gemeinsam und interdisziplinär eine Re-Start-Strategie mit realistischen, praxistauglichen und wirtschaftlich umsetzbaren Öffnungsstufen bis hin zum Normalbetrieb entwickelt wird. Keine Reaktion! Praxistaugliche, je nach Veranstaltungsart und Location differenzierte Rahmenbedingungen und Schutzmassnahmen für Gäste, Künstler, Personal und Lieferanten in den einzelnen Stufen sowie die Bewilligungskriterien müssten im Dialog zwischen Behörden und Fachverbänden gemeinsam definiert werden. Dafür bietet die SMPA ein weiteres Mal ihre Hilfe an. Notabene: Ihre Mitglieder verlangen keine sofortige Öffnung und keine verbindlichen Öffnungsdaten, lediglich die Stossrichtung, mögliche Zwischenschritte und die Konkretisierung des Ziels «Normalbetrieb». So können sie einschätzen, ob es möglich ist, die Planung für bestehende Veranstaltungen aufrecht zu erhalten oder für neue aufzunehmen. Nicht zu vergessen: Mit klaren Aussagen wird auch bei der Bevölkerung Vertrauen, Verständnis und Zuversicht geschaffen, statt sie immerzu hinzuhalten und eine fragile Lage heraufzubeschwören. Und Sponsoren, Dienstleitende, Spielstätten, Landwirte, Personal und viele mehr brauchen ebenfalls Klarheit.
Lösung liegt auf der Hand
Für die kommenden Traditionsanlässe braucht es rasch klare Regeln, schweizweit einheitlich und rollend: bis 19. März für Veranstaltungen bis Ende Juli, bis Ende April für Veranstaltungen im August, bis Ende Mai für Veranstaltungen im September. Die SMPA-Mitglieder sind sich bewusst, dass die epidemiologische Lage den Fahrplan mitbestimmt und dass eine gewisse Planungsunsicherheit bestehen bleibt. Aber das gemeinsame Vorgehen hilft allen Beteiligten, die überlebenswichtigen Entscheide richtig zu fällen, die täglich grösser werdenden Schäden zu reduzieren und die Planung dennoch aufrecht zu erhalten. «Wir haben lieber eine defensive und realistische Aussage als gar keine Antwort», sagt Breitenmoser. Denn so könne man im rechtssicheren Raum agieren und unter Umständen alternative Veranstaltungsformate ins Auge fassen. Dafür sind aber die erwähnten Perspektiven genauso rasch, rollend und schweizweit einheitlich nötig. Andernfalls werden in den nächsten Monaten auch keine Plan-B-Events stattfinden.
Die kulturelle Vielfalt erhalten
Kulturelle Unterhaltung ist ein fundamentaler Pfeiler in unserer Gesellschaft, den wir erhalten sollten. Dazu braucht es jetzt die oben erwähnten Aussagen. Die Veranstaltenden sind bereit, sich mit vollem Engagement für Kultur in allen Landesteilen einzusetzen. «Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, handeln danach und sind fähig, sichere Veranstaltungen zu realisieren, aber nach einem Jahr im Sturm können wir keine zusätzlichen, nicht abschätzbaren Risiken mehr eingehen!», sagt Christoph Bill, Präsident der SMPA.
Planung durch finanzielle Unterstützung aufrechterhalten
Ebenso schnell sei deshalb Klarheit nötig, mit welcher finanzieller Unterstützung Veranstaltende rechnen können, sofern ihre Events aufgrund der epidemiologischen Lage gar nicht oder nur mit Einschränkungen stattfinden können oder falls eine erteilte Bewilligung entzogen werden muss. «Viele Unternehmen und Menschen in der Veranstaltungsbranche können seit einem Jahr nicht arbeiten und sind in ihrer Existenz bedroht», so Bill weiter. Darum brauche es jetzt Ausfallentschädigungen für die effektiv angefallenen Schäden, die ohne kantonale Plafonierungen 100% des Schadens decken und einem Schutzschirm für Veranstaltungen (Neu: Covid-19-Gesetz Art. 11a), damit die Planung für Neues aufgenommen werden kann.
Kontakt für Rückfragen:
- Christoph Bill, Präsident SMPA, christoph.bill@smpa.ch, 062 745 90 60
- Stefan Breitenmoser, Geschäftsführer SMPA, stefan.breitenmoser@smpa.ch, 079 355 05 79